[postfix-users] Erweiterte Konfiguration
Mathias Reineke
paperfeeder at googlemail.com
Di Jun 25 09:12:31 CEST 2013
Guten Tag werte Mailinglisten Benutzer,
ich habe letztendlich zwei relativ einfache Fragen, diesen geht allerdings eine recht lange Erklärung voraus, um die Rahmenbedingungen erschöpfend zu erleutern. Also bitte ich vorab um Entschuldigung für die leicht romanartigen Züge meines Beitrags
Ich bin derzeit damit befasst ein kleines Mailsystem auf meiner Ubuntu-Box einzurichten. Die Box ist im Web unter der beispielhaften Domain "example.de", mit wechselnder IP, zu erreichen. Die erklärten ziele sind dabei:
1. Bereitstellung eines IMAP-Postfachs für verschiedene Nutzer, z.B. Füruser1 at example.de (umgesetzt mit Dovecot)
2. Einsammeln der Mails aus verschiedenen Externen Postfächern pro Benutzer (z.b. Von user1myfirstidentity at web.de,mysecondidentity at googlemail.com; umgesetzt mittels Dovecot PostLoginScript und getmail)
3. Versenden von Mails über die Externen Postfächer (z.B. User1 kann über die Box als Absendermyfirstidentity at web.de verwenden, was dazu führt, dass die Mail über User1s Mailaccount bei Web.de geleitet wird; umzusetzen mit Postfix)
(4.) Versand von @example.de Mails an externe Accounts soll nicht umgesetzt werden (z.b. Vonuser1 at example.de anuser at de.postfix.org), dazu fehlt mir mindestens eine statische IP
5. Erzwungene Verschlüsselung der Verbindungen eines Benutzers zum den Komponenten des Mailsystems (dank verbreiteter Unterstützung von TLS in allen Komponenten ein Leichtes)
Das so beschriebene Setup ist natürlich problemfrei umzusetzen. Jetzt folgt aber der schwierige Teil, nämlich die Randbedingungen zu den oben genannten Zielen:
1.a) Asymmetrische Verschlüsselung (PGP) aller Mails im Postfach des Benutzers
2.a) Pro Benutzer symmetrisch verschlüsselte Speicherung der Zugangsdaten zu den Externen Postfächern bzw. SMTP Servern
3.a) siehe 2.a)
5.a) die von den Benutzern zum Mailsystem übertragenen Anmeldedaten müssen in Klartext, oder mindestens in vorhersehbarer Form (bekannte Digest-Methode) vorliegen
Diese Randbedingungen sollen es den Administratoren (ich bin nicht allein, und ich will auch nicht "aus Versehen" die Daten der Nutzer sehen können) und vor allem eventuellen Einbrechern erschweren die Mail- beziehungsweise Zugangsdaten der einzelnen Benutzer einzusehen. Ich schreibe "erschweren", da am Ende ein super user mindestens die Zugangsdaten lesen können wird, dazu aber in den Prozess der Mailzustellung eingreifen muss. Mir ist kein Ansatz eingefallen, die Daten meiner Benutzer noch stärker zu sichern, leider.
Randbedingung 1.a) wird von Dovecot mit pro Benutzer verwalteten PGP Schlüsseln, beim einsortieren der Mails, umgesetzt werden (Evaluierung steht noch aus, zu förderst muss das Relaying an externe SMTP Server funktionieren).
Randbedingung 2.a) basiert erneut auf Dovecot. Dovecot ermöglicht es über Prefetch-Queries das Klartextpasswort der sich gerade angemeldeten Benutzer kurz vorzuhalten und eine über die "Post Login Script" Funktionalität ausgelöste Aktion auszuführen. Somit ist es mir möglich, bei der Anmeldung eines Benutzers, seine mit seinem Box-Passwort verschlüsselten Zugangsdaten zu den externen Postfächern zu holen und zu entschlüsseln, und damit getmail zu füttern. Getmail stellt dann die Mails der externen Postfächer dem Benutzer zu (hier ist ein Ansatzpunkt für einen Einbrecher mit super user Rechten, da dieser das Post Login Script manipulieren kann, oder aber die Nutzerdaten aus dem getmail Prozess auszulesen vermag). Das ganze ist transparent für den Benutzer und funktioniert wunderbar (transparent in dem Sinne, dass der Benutzer eh erst sieht, dass er neue Mails hat, wenn es sich anmeldet, und nicht bemerkt [von einer k
leine Verzögerung abgesehen], dass die Mails erst in diesem Moment eingesammelt werden).
Nun folgen die eigentliche Probleme.
3. Ist mit Postfix und dessen sender_based_relay_maps sowie sender_restrictions pro Benutzer (ein Benutzer darf nur @example.de und seine externen Adressen als Absender angeben) sehr schön umzusetzen.
Die Schwierigkeit liegt bei der Randbedingung 3.a).
Ich benötige eine Möglichkeit, im Kontext des Sendens einer Mail über Postfix an das Klartextpasswort des Benutzer heranzukommen, um damit das Ergebnis des sender_based_relay Lookups zu modifizieren (Entschlüsselung der gespeicherten Daten entsprechend 2.a)).
Frage 1: Gibt es ist Postfix eine Möglichkeit das Ergebnis des sender_based_relay Lookups mit dem Klartextpasswort aus der SMTP Anmeldung zu vermischen?
Beim sender_based_relay-ing ergibt sich, in meiner Installation, ein weiteres Problem. Sollte der Postfix die Mail nicht sofort zum Zielserver (beispielsweise dem SMTP vom Web.de) zustellen können, wird er dies später erneut versuchen. Dazu benötigt er dann "später" die Zugangsdaten des Benutzers zum externen Server, befindet sich aber nicht mehr im Kontext der Anmeldung des Benutzers, und hat somit auch nicht mehr dessen Klartextpasswort zur Verfügung. Der Schlüssel, der für die Entschlüsselung der Zugangsdaten benötigt wird, muss bis zum erfolgreichen Zustellen (oder zum letztendlichen Aufgeben der Zustellung) der Mail vorgehalten werden. (Alternativ könnte die Mail in diesem Moment abgelehnt werden.)
Darum
Frage 2: ist es möglich, Postfix spezielle Informationen in den Envelope einer sich in der "ausgehenden" Queue befindlichen Mail zu schreiben, und diese beim Zustellungsversuch zur Manipulation der Relay-Lookups zu verwenden?
Mit Envelope meine ich an dieser Stelle den Satz an Verwaltungsdaten, den Postfix für die Zustellung einer Mail verwendet, und der in keinem Fall jemals in einer Mail auftaucht, weder bei erfolgreicher Zustellung noch bei Bounce noch bei Benachrichtigung des Postmasters über unzustellbare Mails.
(An dieser Stelle sei angemerkt, dass dann das Klartextpasswort des Benutzers, oder besser eine Ableitung davon, temporär auf der Festplatte gespeichert würde, was es einem Angreifer mit super user Rechten ermöglichte, dies zu lesen.)
Sind jemandem von Ihnen Ansätze bekannt, die zugrunde liegenden Probleme von Frage 1 und Frage 2 zu lösen?
Erneut muss ich mich entschuldigen, dass dieser Beitrag recht lang ist, jedoch denke ich, dass dies durch die Komplexität des entstehenden Systems bedingt ist. Ich hoffen meine Ausführungen ermöglichen eine Einordnung und bestenfalls positive Beantwortung meiner Fragen.
Haben Sie vorab schon vielen Dank für die Beschäftigung mit meinen Fragen.
Mit freundlichen Grüszen,
Mathias Reineke
-------------- nächster Teil --------------
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